Author: | Carola Kickers | ISBN: | 1230000271877 |
Publisher: | Carola Kickers | Publication: | October 2, 2014 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Carola Kickers |
ISBN: | 1230000271877 |
Publisher: | Carola Kickers |
Publication: | October 2, 2014 |
Imprint: | |
Language: | German |
Spiegel haben die Menschheit schon immer fasziniert. Früher hat man sie gefürchtet und verflucht, aber auch für Rituale verwendet. Sie gehören zu sehr unserem Leben, dass wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, was sie außer unserem Spiegelbild noch einfangen können.
Leseprobe:
Den Tod kann man riechen. Zumindest in den Räumen, in denen Patienten liegen, die von den Ärzten längst aufgegeben wurden. Ich hätte nie gedacht, dass der Tod so real sein könnte. Aber lassen Sie mich diese Geschichte von Anfang an erzählen.
Ich heiße Sarah Wagner, bin 54 Jahre alt und arbeite als Nachtschwester in Seattle. In einem der modernsten Krankenhäusern. Sie wissen schon: Diese Gebäude, die von außen aussehen wie diese glänzenden Hochglanz-Finanzhäuser, komplett verspiegelt und die im Sonnenschein so schön glitzern. Als würden sie Ihnen tausend Wunder versprechen. Bei uns gibt es keine Wunder - aber zu viele Tote in letzter Zeit.
Gemeinsam mit meiner Kollegin und besten Freundin Edith Brenner arbeite ich auf der Station, auf der wohl die meisten Tränen fließen. Die Station, auf der sich Hoffnung und Verzweiflung die Klinke in die Hand geben: Der Intensivstation.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe meine Arbeit und möchte auch gar nichts anderes tun, als Menschen zu helfen. Und ich genieße sogar die nächtliche Ruhe auf den Stationen, die nur unterbrochen wird von dem gleichmäßigen Piepen der Überwachungsmonitore und der Beatmungsgeräte. Als Krankenschwester gehört der Tod für mich dazu, doch ich hätte nie gedacht, dass ich ihn einmal persönlich kennenlernen würde.
Alles begann im Winter letzten Jahres. In den ersten Wochen fielen mir die seltsamen "Zufälle" gar nicht so recht auf. Einmal war eine Injektionsnadel aus der Vene eines Patienten gerutscht. Ein anderes Mal war die Blutkonserve eines frisch Operierten schneller leer als eigentlich erwartet. Und wie in anderen Krankenhäusern war ging die eine oder andere Blutgruppe ab und zu mal zur Neige und musste mit Plasma ersetzt werden.
All dem maß ich keinerlei Bedeutung bei. Was mich eher erstaunte, war das sich bei vielen Unfallpatienten die Blutkonserven ungewöhnlich schnell leerten, ob sie exakt eingestellt wurden. Fast schien es, als gierten die Verletzten nach Leben, um dieses Krankenhaus schnell wieder verlassen zu können.
Als ich bei einem unserer Kranken wieder einmal den Tropf wechselte, bemerkte ich "es" zum ersten Mal: Ich schaute im Hinausgehen in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken und meinte dort eine fließende Bewegung zu sehen, so als würde ein Schatten unter dem Glas vorbeihuschen oder als würde eine dunkle Wasseroberfläche gespiegelt werden. Dieses Phänomen beobachtete ich später auch in anderen Krankenzimmern.
Spiegel haben die Menschheit schon immer fasziniert. Früher hat man sie gefürchtet und verflucht, aber auch für Rituale verwendet. Sie gehören zu sehr unserem Leben, dass wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, was sie außer unserem Spiegelbild noch einfangen können.
Leseprobe:
Den Tod kann man riechen. Zumindest in den Räumen, in denen Patienten liegen, die von den Ärzten längst aufgegeben wurden. Ich hätte nie gedacht, dass der Tod so real sein könnte. Aber lassen Sie mich diese Geschichte von Anfang an erzählen.
Ich heiße Sarah Wagner, bin 54 Jahre alt und arbeite als Nachtschwester in Seattle. In einem der modernsten Krankenhäusern. Sie wissen schon: Diese Gebäude, die von außen aussehen wie diese glänzenden Hochglanz-Finanzhäuser, komplett verspiegelt und die im Sonnenschein so schön glitzern. Als würden sie Ihnen tausend Wunder versprechen. Bei uns gibt es keine Wunder - aber zu viele Tote in letzter Zeit.
Gemeinsam mit meiner Kollegin und besten Freundin Edith Brenner arbeite ich auf der Station, auf der wohl die meisten Tränen fließen. Die Station, auf der sich Hoffnung und Verzweiflung die Klinke in die Hand geben: Der Intensivstation.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe meine Arbeit und möchte auch gar nichts anderes tun, als Menschen zu helfen. Und ich genieße sogar die nächtliche Ruhe auf den Stationen, die nur unterbrochen wird von dem gleichmäßigen Piepen der Überwachungsmonitore und der Beatmungsgeräte. Als Krankenschwester gehört der Tod für mich dazu, doch ich hätte nie gedacht, dass ich ihn einmal persönlich kennenlernen würde.
Alles begann im Winter letzten Jahres. In den ersten Wochen fielen mir die seltsamen "Zufälle" gar nicht so recht auf. Einmal war eine Injektionsnadel aus der Vene eines Patienten gerutscht. Ein anderes Mal war die Blutkonserve eines frisch Operierten schneller leer als eigentlich erwartet. Und wie in anderen Krankenhäusern war ging die eine oder andere Blutgruppe ab und zu mal zur Neige und musste mit Plasma ersetzt werden.
All dem maß ich keinerlei Bedeutung bei. Was mich eher erstaunte, war das sich bei vielen Unfallpatienten die Blutkonserven ungewöhnlich schnell leerten, ob sie exakt eingestellt wurden. Fast schien es, als gierten die Verletzten nach Leben, um dieses Krankenhaus schnell wieder verlassen zu können.
Als ich bei einem unserer Kranken wieder einmal den Tropf wechselte, bemerkte ich "es" zum ersten Mal: Ich schaute im Hinausgehen in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken und meinte dort eine fließende Bewegung zu sehen, so als würde ein Schatten unter dem Glas vorbeihuschen oder als würde eine dunkle Wasseroberfläche gespiegelt werden. Dieses Phänomen beobachtete ich später auch in anderen Krankenzimmern.