Der Roman 'Transit' von Anna Seghers. Die Figurenkonstellation (Teil III)

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, European, German
Cover of the book Der Roman 'Transit' von Anna Seghers. Die Figurenkonstellation (Teil III) by Hans-Georg Wendland, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Hans-Georg Wendland ISBN: 9783668212091
Publisher: GRIN Verlag Publication: May 9, 2016
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Hans-Georg Wendland
ISBN: 9783668212091
Publisher: GRIN Verlag
Publication: May 9, 2016
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Deutsches Seminar), Veranstaltung: ----------------------------------------, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon der Erzähler, der zugleich die Zentralfigur der Romanhandlung ist, kann dem Leser einiges Kopfzerbrechen bereiten. Als homodiegetischer Erzähler ist er Teil der Diegese (des erzählten Geschehens). Er ist aber auch ein autodiegetischer Erzähler, der retrospektiv (d. h. zurückschauend) seine eigene Geschichte erzählt. Als erzählende und im Romangeschehen involvierte Figur übernimmt er daher zwei Funktionen, die nicht immer ohne weiteres auf einen Nenner zu bringen sind. Eine Schwierigkeit ergibt sich allein schon daraus, dass er als Erzähler zu dem berichteten Geschehen, zu bestimmten Figuren (einschließlich zu sich selbst) und bestimmten Ereignissen im Moment des Erzählens eine andere Haltung einnimmt als im Moment des Geschehens. Wiederholt informiert er seinen anonymen Zuhörer, der selbst nie zu Wort kommt, und damit auch den Leser (als den eigentlichen Adressaten), dass er inzwischen seine Meinung geändert oder Stimmungsumschwünge erlebt hat, die ihn zu einer unterschiedlichen Bewertung des Gleichen geführt haben. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Figuren mit verschiedenen Funktionen. Es gibt zum Beispiel in wechselnden Abständen periodisch auftretende Figuren, an deren Schicksal sich bestimmte Missstände oder Problembereiche ablesen lassen. Dazu im Gegensatz stehen einmalig auftretende und wieder verschwindende Figuren ohne nachhaltige Bedeutung oder bleibende Wirkung, die man als repräsentativ für die Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit vieler Begegnungen auffassen kann. Im Verhältnis zur Zentralfigur kann man Mitspieler und Gegenspieler (Rivalen oder Konkurrenten) unterscheiden. Eine Reihe von Figuren sind sowohl handelnde als auch symbolische Figuren. Sie verkörpern bestimmte Wesenszüge wie beispielsweise Marie als Paradigma der unablässig suchenden und selbstlos liebenden Ehefrau. Beim Erzähler selbst handelt es sich um eine vielschichtig angelegte, widersprüchliche Figur mit unterschiedlichen Wesenszügen und wechselnden Stimmungslagen. Sie besitzt Merkmale einer gebrochenen Figur, der man nicht ohne weiteres vertrauen kann und mit Skepsis begegnen sollte. Andere Figuren sind eher eindimensional oder flächig konzipiert, mit wenigen individuellen Eigenschaften ausgestattet und auf bestimmte Typen reduziert.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Deutsches Seminar), Veranstaltung: ----------------------------------------, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon der Erzähler, der zugleich die Zentralfigur der Romanhandlung ist, kann dem Leser einiges Kopfzerbrechen bereiten. Als homodiegetischer Erzähler ist er Teil der Diegese (des erzählten Geschehens). Er ist aber auch ein autodiegetischer Erzähler, der retrospektiv (d. h. zurückschauend) seine eigene Geschichte erzählt. Als erzählende und im Romangeschehen involvierte Figur übernimmt er daher zwei Funktionen, die nicht immer ohne weiteres auf einen Nenner zu bringen sind. Eine Schwierigkeit ergibt sich allein schon daraus, dass er als Erzähler zu dem berichteten Geschehen, zu bestimmten Figuren (einschließlich zu sich selbst) und bestimmten Ereignissen im Moment des Erzählens eine andere Haltung einnimmt als im Moment des Geschehens. Wiederholt informiert er seinen anonymen Zuhörer, der selbst nie zu Wort kommt, und damit auch den Leser (als den eigentlichen Adressaten), dass er inzwischen seine Meinung geändert oder Stimmungsumschwünge erlebt hat, die ihn zu einer unterschiedlichen Bewertung des Gleichen geführt haben. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Figuren mit verschiedenen Funktionen. Es gibt zum Beispiel in wechselnden Abständen periodisch auftretende Figuren, an deren Schicksal sich bestimmte Missstände oder Problembereiche ablesen lassen. Dazu im Gegensatz stehen einmalig auftretende und wieder verschwindende Figuren ohne nachhaltige Bedeutung oder bleibende Wirkung, die man als repräsentativ für die Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit vieler Begegnungen auffassen kann. Im Verhältnis zur Zentralfigur kann man Mitspieler und Gegenspieler (Rivalen oder Konkurrenten) unterscheiden. Eine Reihe von Figuren sind sowohl handelnde als auch symbolische Figuren. Sie verkörpern bestimmte Wesenszüge wie beispielsweise Marie als Paradigma der unablässig suchenden und selbstlos liebenden Ehefrau. Beim Erzähler selbst handelt es sich um eine vielschichtig angelegte, widersprüchliche Figur mit unterschiedlichen Wesenszügen und wechselnden Stimmungslagen. Sie besitzt Merkmale einer gebrochenen Figur, der man nicht ohne weiteres vertrauen kann und mit Skepsis begegnen sollte. Andere Figuren sind eher eindimensional oder flächig konzipiert, mit wenigen individuellen Eigenschaften ausgestattet und auf bestimmte Typen reduziert.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Wie kann man die Selbstbestimmung von Kindern mit geistiger Behinderung in der Familie stärken? by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Erving Goffmans Verknüpfung von Geschlecht und Interaktion by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Zivilrechtliche und strafrechtliche Produkthaftung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Das Borderline-Syndrom - eine psychoanalytische Betrachtung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Genomprojekt Mensch: Der Wettlauf um die Biomacht by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Entstehung und Entwicklung der 'Münchener Schule' der Sozialgeographie by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Beispielhafter Mediaplan für das Unternehmen Uniqlo by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Irish Migration to North America - From the 1810s until the 1850s by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Durchführung einer Due Diligence by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Kompetenzentwicklung mit E-Learning Tools. Möglichkeiten, Grenzen und bildungswissenschaftliche Perspektiven von Serious Games in der beruflichen Bildung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Kognitive Defizite abstinenter Cannabis-Konsumenten by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Unternehmensmodell und Wirtschaftlichkeit von Anlagen Erneuerbarer Energien by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Der persönliche Anwendungsbereich der Arbeitnehmerhaftung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Der Tatbestand der Benachteiligung nach dem AGG by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Bedeutung der Unternehmensbewertung im Rahmen der Rechnungslegung nach HGB und IAS/IFRS by Hans-Georg Wendland
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy