Author: | Walter Scott | ISBN: | 9783746081229 |
Publisher: | Books on Demand | Publication: | January 24, 2018 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Walter Scott |
ISBN: | 9783746081229 |
Publisher: | Books on Demand |
Publication: | January 24, 2018 |
Imprint: | |
Language: | German |
Meine Tante Margarete war eine Dame von jener ehrenwerten Schwesternschaft, die sich mit all jenen Mühen und Bekümmernissen trägt, welche der Besitz von Kindern mit sich bringt, mit Ausnahme allein jener Beschwernisse, von denen ihr Eintritt in die Welt begleitet ist. Wir waren eine sehr zahlreiche Familie von sehr verschiedener Veranlagung des Gemüts und des Körpers. Die einen waren einfältig und verschlafen - sie wurden zur Tante Margarete geschickt, damit sie dort Unterhaltung finden sollten; die andern waren roh und zänkisch und machten gern Spektakel - sie wurden zur Tante Margarete geschickt, damit sie dort zur Ruhe angehalten würden oder vielmehr weit genug weg wären, um nicht mehr gehört zu werden. Die Kranken wurden zur Pflege und Genesung zu ihr geschickt; die Unfolgsamen wurden in der Erwartung zu ihr gebracht, daß ihre milde Zucht ihnen Gehorsam beibringen möchte. Kurz, der Tante Margarete lagen alle Pflichten einer Mutter ob, nur daß ihr die Achtung und der Respekt, die dem mütterlichen Charakter gebühren, nicht entgegengebracht wurden. Die emsige Betätigung ihrer vielfältigen Sorgsamkeit ist vorüber - ob sie kränklich waren oder robust, ob sie sanftmütig waren oder zanksüchtig, ob sie tölpelhaft waren oder anmutig - von all den Kindern, die sich von früh bis spät in ihrem Stübchen herumtrieben, ist keines mehr am Leben als ich allein; und gerade ich litt oft an Kinderkrankheiten, war einer der schwächlichsten ihrer Zöglinge und habe doch alle andern überlebt. Noch jetzt besuche ich meine liebwerte Tante zweimal in der Woche und werde es immer tun, so lange ich noch meine gesunden Glieder habe. Sie wohnt etwa eine halbe Meile außerhalb der Vorstädte, wo meine Wohnung liegt; ich kann sowohl auf der Chaussee, wo ich allerdings einen kleinen Umweg mache, als auch auf einem durch schöne Wiesen führenden Fußsteig in ihr Haus gelangen.
Meine Tante Margarete war eine Dame von jener ehrenwerten Schwesternschaft, die sich mit all jenen Mühen und Bekümmernissen trägt, welche der Besitz von Kindern mit sich bringt, mit Ausnahme allein jener Beschwernisse, von denen ihr Eintritt in die Welt begleitet ist. Wir waren eine sehr zahlreiche Familie von sehr verschiedener Veranlagung des Gemüts und des Körpers. Die einen waren einfältig und verschlafen - sie wurden zur Tante Margarete geschickt, damit sie dort Unterhaltung finden sollten; die andern waren roh und zänkisch und machten gern Spektakel - sie wurden zur Tante Margarete geschickt, damit sie dort zur Ruhe angehalten würden oder vielmehr weit genug weg wären, um nicht mehr gehört zu werden. Die Kranken wurden zur Pflege und Genesung zu ihr geschickt; die Unfolgsamen wurden in der Erwartung zu ihr gebracht, daß ihre milde Zucht ihnen Gehorsam beibringen möchte. Kurz, der Tante Margarete lagen alle Pflichten einer Mutter ob, nur daß ihr die Achtung und der Respekt, die dem mütterlichen Charakter gebühren, nicht entgegengebracht wurden. Die emsige Betätigung ihrer vielfältigen Sorgsamkeit ist vorüber - ob sie kränklich waren oder robust, ob sie sanftmütig waren oder zanksüchtig, ob sie tölpelhaft waren oder anmutig - von all den Kindern, die sich von früh bis spät in ihrem Stübchen herumtrieben, ist keines mehr am Leben als ich allein; und gerade ich litt oft an Kinderkrankheiten, war einer der schwächlichsten ihrer Zöglinge und habe doch alle andern überlebt. Noch jetzt besuche ich meine liebwerte Tante zweimal in der Woche und werde es immer tun, so lange ich noch meine gesunden Glieder habe. Sie wohnt etwa eine halbe Meile außerhalb der Vorstädte, wo meine Wohnung liegt; ich kann sowohl auf der Chaussee, wo ich allerdings einen kleinen Umweg mache, als auch auf einem durch schöne Wiesen führenden Fußsteig in ihr Haus gelangen.