Am Hauptportal des Berliner Rathauses fuhren an einem der letzten Apriltage des Jahres 1886 zahlreiche Equipagen vor. Das Wetter war rau und der fast senkrecht herabfallende schwere Regen spritzte von den glatten Granitplatten des Bürgersteigs hoch empor. Kutscher und Diener der vornehmsten Fuhrwerke steckten von den hohen Hüten bis zu den Knöcheln herab in gelbweißen Gummifutteralen und die weniger großartigen, sowie die vereinzelten Droschkenlenker erster Klasse waren bis zur Nasenhöhe in den überhängenden Mantelkragen untergetaucht. Die Lakaien sprangen vom Bock, sobald die dampfenden Pferde parierten, spannten ihre Regenschirme auf, öffneten mit kurzem Ruck die Wagentüren und reichten dann die Linke hinein. Und in diese großen Lakaienhände legten sich schmale, schlanke Damenfinger, und leicht beschuhte Damenfüße streckten sich nach dem Trittbrett tastend unter sorgsam erhobenen Kleidersäumen hervor: eine reiche Auswahl elegantester Strumpfwaren, in allen Farben und Tönen von Schwarz bis Weiß, Füße und Füßchen von allen Größen und Formen. Und auf so verschiedenen Säulenpaaren, vom großmütterlich dorischen bis zum kindlichst korinthischen Stile, bewegten sich eilfertig unter den hochgehaltenen Schirmen mehr oder minder unförmliche Pyramiden von Kleidungsstücken dem schützenden Dache zu. Eine gewöhnliche Droschke zweiter Klasse, welche jetzt eben vor demselben Portal hielt, nahm sich in der stolzen Reihe aristokratischer Kutschen fast unbescheiden einfach aus. Und doch hatte dieser triefende, zur Hälfte ausgeblichene, zur Hälfte gelb angelaufene Fliegenschimmel die Ehre gehabt, drei unzweifelhaft vornehme Damen von einer der äußersten Straßen Moabits bis hierher zu ziehen, nämlich die Generalswitwe Freifrau von Lersen, Exzellenz, und ihre beiden Töchter, die Baronessen Asta und Trudi ...
Am Hauptportal des Berliner Rathauses fuhren an einem der letzten Apriltage des Jahres 1886 zahlreiche Equipagen vor. Das Wetter war rau und der fast senkrecht herabfallende schwere Regen spritzte von den glatten Granitplatten des Bürgersteigs hoch empor. Kutscher und Diener der vornehmsten Fuhrwerke steckten von den hohen Hüten bis zu den Knöcheln herab in gelbweißen Gummifutteralen und die weniger großartigen, sowie die vereinzelten Droschkenlenker erster Klasse waren bis zur Nasenhöhe in den überhängenden Mantelkragen untergetaucht. Die Lakaien sprangen vom Bock, sobald die dampfenden Pferde parierten, spannten ihre Regenschirme auf, öffneten mit kurzem Ruck die Wagentüren und reichten dann die Linke hinein. Und in diese großen Lakaienhände legten sich schmale, schlanke Damenfinger, und leicht beschuhte Damenfüße streckten sich nach dem Trittbrett tastend unter sorgsam erhobenen Kleidersäumen hervor: eine reiche Auswahl elegantester Strumpfwaren, in allen Farben und Tönen von Schwarz bis Weiß, Füße und Füßchen von allen Größen und Formen. Und auf so verschiedenen Säulenpaaren, vom großmütterlich dorischen bis zum kindlichst korinthischen Stile, bewegten sich eilfertig unter den hochgehaltenen Schirmen mehr oder minder unförmliche Pyramiden von Kleidungsstücken dem schützenden Dache zu. Eine gewöhnliche Droschke zweiter Klasse, welche jetzt eben vor demselben Portal hielt, nahm sich in der stolzen Reihe aristokratischer Kutschen fast unbescheiden einfach aus. Und doch hatte dieser triefende, zur Hälfte ausgeblichene, zur Hälfte gelb angelaufene Fliegenschimmel die Ehre gehabt, drei unzweifelhaft vornehme Damen von einer der äußersten Straßen Moabits bis hierher zu ziehen, nämlich die Generalswitwe Freifrau von Lersen, Exzellenz, und ihre beiden Töchter, die Baronessen Asta und Trudi ...