Author: | Karl Simrock | ISBN: | 9783742743459 |
Publisher: | neobooks | Publication: | April 3, 2018 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Karl Simrock |
ISBN: | 9783742743459 |
Publisher: | neobooks |
Publication: | April 3, 2018 |
Imprint: | |
Language: | German |
Ein Jahr nachdem in Straßburg das Lalebuch erschien, kam 1598 in Frankfurt dessen erweiterte Fassung "Die Schildbürger", ein Spottbuch auf das Städtebürgertum, in die Magazine der Buchhändler. Lange Zeit waren die Streiche der Städter sowie die Einfalt der Bürger und Magistrate weder ersonnen noch künstlich gemacht, sondern als Erfahrungswert Gegenstand des Volkswitzes gewesen. Von Generation zu Generation liefen Schwänke dieser Art im Volke um, bis ein gelehrter Mann - wahrscheinlich ein Jurist - sie sammelte und einheitlich auf das sächsische Städtchen Schilda bezogen herausgab. Man munkelte, daß die wirklichen Schildbürger, an deren Existenz keinesfalls zu zweifeln ist, ursprünglich weise gewesen seien. Als Nachfahren der alten Griechen hätten sie unfreiwillig mit Rat und Tat in ausländischen Diensten gestanden. Daraufhin haben sie beschlossen, durch närrisches Treiben Narrenfreiheit zu gewinnen, und so geriet ihnen das Narrentum zur vollkommenen Natur. Erzählungen Die Bürger Schildas waren gemeinhin als äußerst klug bekannt, weswegen sie begehrte Ratgeber der Könige und Kaiser dieser Welt waren. Da die Stadt auf diese Weise langsam aber sicher entvölkert wurde, verlegte man sich auf eine List: Die Schildbürger begannen sich dumm zu stellen, so dumm sogar, dass sie begannen, jede Aussage, auch Metaphern, wörtlich zu interpretieren. Dies war so erfolgreich, dass sie mit der Zeit in ihrer Dummheit verblieben und dafür genauso bekannt wurden wie ehedem für ihre Klugheit. Bekannte Schildbürgerstreiche Die Schildbürger bauen ein Rathaus: Als die Schildbürger ein neues, pompöses Rathaus bauen, vergisst der Architekt die Einplanung von Fenstern und das Rathaus ist innen stockfinster. Daraufhin versuchen die Schildbürger, mit Eimern das Sonnenlicht einzufangen und ins Innere zu tragen, was allerdings fehlschlägt. Die Schildbürger verschieben das Rathaus: Eine Jacke diente als Markierung der Rathausverschiebung. Als ein Landstreicher die Jacke mitnahm, glaubte man das Rathaus zu weit geschoben zu haben. Der versalzene Gemeindeacker: Um unabhängig von den teuren Salzlieferungen zu werden, beschließen die Schildbürger, das Gewürz selbst anzubauen und streuen eine Fuhre Salz auf den Gemeindeacker. Die Ernte der vermeintlichen Salzgewächse (in Wirklichkeit Brennnesseln) von Hand schlägt leider fehl. In Schildau ist der Schauplatz dieses Streichs als "Salzberg" bekannt. Der Kaiser kommt zu Besuch: Der Kaiser will zu Besuch kommen, um zu schauen, ob es wahr ist, was man über die Bewohner dieser Stadt sagt. Er lässt ihnen ausrichten, sie sollen zum Empfang "halb geritten und halb zu Fuß" entgegenkommen, womit er meinte, dass man zu Fuß gehen kann, wenn man kein Pferd besitzt. Die Schildbürger jedoch beraten darüber und kommen ihm schließlich auf Steckenpferden entgegengeritten. Am Ende seines Aufenthaltes in Schilda garantiert ihnen der Kaiser absolute Narrenfreiheit. Die Kuh auf der alten Mauer: Weil auf einer alten Mauer hohes Gras wuchert, wollen einige Schildbürger das Gras entfernen, indem sie es von einer Kuh abweiden lassen. Um die Kuh auf die Mauer zu hieven, zerren einige starke Männer die Kuh an einem Seil nach oben. Da das Seil um den Hals gewickelt wurde, wird die Kuh schließlich stranguliert. Als die Schildbürger sahen, wie die Kuh die Zunge rausstreckte, da riefen sie begeistert: kieck mol, da frett se schon.
Ein Jahr nachdem in Straßburg das Lalebuch erschien, kam 1598 in Frankfurt dessen erweiterte Fassung "Die Schildbürger", ein Spottbuch auf das Städtebürgertum, in die Magazine der Buchhändler. Lange Zeit waren die Streiche der Städter sowie die Einfalt der Bürger und Magistrate weder ersonnen noch künstlich gemacht, sondern als Erfahrungswert Gegenstand des Volkswitzes gewesen. Von Generation zu Generation liefen Schwänke dieser Art im Volke um, bis ein gelehrter Mann - wahrscheinlich ein Jurist - sie sammelte und einheitlich auf das sächsische Städtchen Schilda bezogen herausgab. Man munkelte, daß die wirklichen Schildbürger, an deren Existenz keinesfalls zu zweifeln ist, ursprünglich weise gewesen seien. Als Nachfahren der alten Griechen hätten sie unfreiwillig mit Rat und Tat in ausländischen Diensten gestanden. Daraufhin haben sie beschlossen, durch närrisches Treiben Narrenfreiheit zu gewinnen, und so geriet ihnen das Narrentum zur vollkommenen Natur. Erzählungen Die Bürger Schildas waren gemeinhin als äußerst klug bekannt, weswegen sie begehrte Ratgeber der Könige und Kaiser dieser Welt waren. Da die Stadt auf diese Weise langsam aber sicher entvölkert wurde, verlegte man sich auf eine List: Die Schildbürger begannen sich dumm zu stellen, so dumm sogar, dass sie begannen, jede Aussage, auch Metaphern, wörtlich zu interpretieren. Dies war so erfolgreich, dass sie mit der Zeit in ihrer Dummheit verblieben und dafür genauso bekannt wurden wie ehedem für ihre Klugheit. Bekannte Schildbürgerstreiche Die Schildbürger bauen ein Rathaus: Als die Schildbürger ein neues, pompöses Rathaus bauen, vergisst der Architekt die Einplanung von Fenstern und das Rathaus ist innen stockfinster. Daraufhin versuchen die Schildbürger, mit Eimern das Sonnenlicht einzufangen und ins Innere zu tragen, was allerdings fehlschlägt. Die Schildbürger verschieben das Rathaus: Eine Jacke diente als Markierung der Rathausverschiebung. Als ein Landstreicher die Jacke mitnahm, glaubte man das Rathaus zu weit geschoben zu haben. Der versalzene Gemeindeacker: Um unabhängig von den teuren Salzlieferungen zu werden, beschließen die Schildbürger, das Gewürz selbst anzubauen und streuen eine Fuhre Salz auf den Gemeindeacker. Die Ernte der vermeintlichen Salzgewächse (in Wirklichkeit Brennnesseln) von Hand schlägt leider fehl. In Schildau ist der Schauplatz dieses Streichs als "Salzberg" bekannt. Der Kaiser kommt zu Besuch: Der Kaiser will zu Besuch kommen, um zu schauen, ob es wahr ist, was man über die Bewohner dieser Stadt sagt. Er lässt ihnen ausrichten, sie sollen zum Empfang "halb geritten und halb zu Fuß" entgegenkommen, womit er meinte, dass man zu Fuß gehen kann, wenn man kein Pferd besitzt. Die Schildbürger jedoch beraten darüber und kommen ihm schließlich auf Steckenpferden entgegengeritten. Am Ende seines Aufenthaltes in Schilda garantiert ihnen der Kaiser absolute Narrenfreiheit. Die Kuh auf der alten Mauer: Weil auf einer alten Mauer hohes Gras wuchert, wollen einige Schildbürger das Gras entfernen, indem sie es von einer Kuh abweiden lassen. Um die Kuh auf die Mauer zu hieven, zerren einige starke Männer die Kuh an einem Seil nach oben. Da das Seil um den Hals gewickelt wurde, wird die Kuh schließlich stranguliert. Als die Schildbürger sahen, wie die Kuh die Zunge rausstreckte, da riefen sie begeistert: kieck mol, da frett se schon.