Jane Eyre

Fiction & Literature, Classics
Cover of the book Jane Eyre by Charlotte Brontë, Books on Demand
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Author: Charlotte Brontë ISBN: 9783749428403
Publisher: Books on Demand Publication: February 28, 2019
Imprint: Language: German
Author: Charlotte Brontë
ISBN: 9783749428403
Publisher: Books on Demand
Publication: February 28, 2019
Imprint:
Language: German

Es war ganz unmöglich, an diesem Tage einen Spaziergang zu machen. Am Morgen waren wir allerdings während einer ganzen Stunde in den blätterlosen, jungen Anpflanzungen umhergewandert; aber seit dem Mittagessen - Mrs. Reed speiste stets zu früher Stunde, wenn keine Gäste zugegen waren - hatte der kalte Winterwind so düstere, schwere Wolken und einen so durchdringenden Regen heraufgeweht, daß von weiterer Bewegung in frischer Luft nicht mehr die Rede sein konnte. Ich war von Herzen froh darüber: lange Spaziergänge, besonders an frostigen Nachmittagen, waren mir stets zuwider. Ein Greuel war es mir, in der rauhen Dämmerstunde nach Hause zu kommen, mit fast erfrorenen Händen und Füßen - mit einem Herzen, das durch das Schelten Bessies, des Kinderfräuleins, bis zum Brechen schwer war - gedemütigt durch das Bewußtsein, physisch so tief unter Eliza, John und Georgina Reed zu stehen. Die soeben erwähnten Eliza, John und Georgina hatten sich in diesem Augenblick im Salon um ihre Mama versammelt: diese ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Kamins, und umgeben von ihren Lieblingen, die zufälligerweise in diesem Moment weder zankten noch schrien, sah sie vollkommen glücklich aus. Mir hatte sie verwehrt, mich der Gruppe anzuschließen, indem sie sagte, daß es sie tief unglücklich mache, gezwungen zu sein, mich fern zu halten; daß sie mich aber von Vorrechten ausschließen müsse, zu deren Genuß nur zufriedene, glückliche, kleine Kinder berechtigt seien, und daß sie mir erst verzeihen würde, wenn sie sowohl durch eigene Wahrnehmung wie durch Bessies Worte zu der Überzeugung gelangt sei, daß ich in allem Ernst versuche, mir eine kindlichere und geselligere Gesinnung, anziehendere und gefälligere Manieren - etwas Leichteres, Offenherzigeres, Natürlicheres sozusagen - anzueignen. "Was sagt denn Bessie, das ich getan habe?" fragte ich. "Jane, ich liebe weder Spitzfindigkeiten noch Fragen; außerdem ist es geradezu widerlich, wenn ein Kind ältere Leute in dieser Weise zur Rede stellt. Augenblicklich setzt du dich irgendwo hin und schweigst, bis du freundlicher und liebenswürdiger reden kannst." An das Wohnzimmer stieß ein kleines Frühstückszimmer: ich schlüpfte hinein. Hier stand ein großer Bücherschrank. Bald hatte ich mich eines großen Bandes bemächtigt, nachdem ich mich zuerst vorsichtig vergewissert hatte, daß er Bilder enthalte. Ich stieg auf den Sitz in der Fenstervertiefung, zog die Füße nach und kreuzte die Beine wie ein Türke; dann zog ich die dunkelroten ...

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Es war ganz unmöglich, an diesem Tage einen Spaziergang zu machen. Am Morgen waren wir allerdings während einer ganzen Stunde in den blätterlosen, jungen Anpflanzungen umhergewandert; aber seit dem Mittagessen - Mrs. Reed speiste stets zu früher Stunde, wenn keine Gäste zugegen waren - hatte der kalte Winterwind so düstere, schwere Wolken und einen so durchdringenden Regen heraufgeweht, daß von weiterer Bewegung in frischer Luft nicht mehr die Rede sein konnte. Ich war von Herzen froh darüber: lange Spaziergänge, besonders an frostigen Nachmittagen, waren mir stets zuwider. Ein Greuel war es mir, in der rauhen Dämmerstunde nach Hause zu kommen, mit fast erfrorenen Händen und Füßen - mit einem Herzen, das durch das Schelten Bessies, des Kinderfräuleins, bis zum Brechen schwer war - gedemütigt durch das Bewußtsein, physisch so tief unter Eliza, John und Georgina Reed zu stehen. Die soeben erwähnten Eliza, John und Georgina hatten sich in diesem Augenblick im Salon um ihre Mama versammelt: diese ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Kamins, und umgeben von ihren Lieblingen, die zufälligerweise in diesem Moment weder zankten noch schrien, sah sie vollkommen glücklich aus. Mir hatte sie verwehrt, mich der Gruppe anzuschließen, indem sie sagte, daß es sie tief unglücklich mache, gezwungen zu sein, mich fern zu halten; daß sie mich aber von Vorrechten ausschließen müsse, zu deren Genuß nur zufriedene, glückliche, kleine Kinder berechtigt seien, und daß sie mir erst verzeihen würde, wenn sie sowohl durch eigene Wahrnehmung wie durch Bessies Worte zu der Überzeugung gelangt sei, daß ich in allem Ernst versuche, mir eine kindlichere und geselligere Gesinnung, anziehendere und gefälligere Manieren - etwas Leichteres, Offenherzigeres, Natürlicheres sozusagen - anzueignen. "Was sagt denn Bessie, das ich getan habe?" fragte ich. "Jane, ich liebe weder Spitzfindigkeiten noch Fragen; außerdem ist es geradezu widerlich, wenn ein Kind ältere Leute in dieser Weise zur Rede stellt. Augenblicklich setzt du dich irgendwo hin und schweigst, bis du freundlicher und liebenswürdiger reden kannst." An das Wohnzimmer stieß ein kleines Frühstückszimmer: ich schlüpfte hinein. Hier stand ein großer Bücherschrank. Bald hatte ich mich eines großen Bandes bemächtigt, nachdem ich mich zuerst vorsichtig vergewissert hatte, daß er Bilder enthalte. Ich stieg auf den Sitz in der Fenstervertiefung, zog die Füße nach und kreuzte die Beine wie ein Türke; dann zog ich die dunkelroten ...

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