Lebenskultur und Frühwarnsystem - Theoretische Aspekte des Völkermord[en]s

Theoretische Aspekte des Völkermord[en]s

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Social Science, Crimes & Criminals, Criminology
Cover of the book Lebenskultur und Frühwarnsystem - Theoretische Aspekte des Völkermord[en]s by Richard Albrecht, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Richard Albrecht ISBN: 9783638423885
Publisher: GRIN Verlag Publication: October 5, 2005
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Richard Albrecht
ISBN: 9783638423885
Publisher: GRIN Verlag
Publication: October 5, 2005
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Recht, Kriminalität abw. Verhalten, , 25 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer von einem nicht vorrangig juristisch bestimmten Verständnis von Völkermord oder Genozid entprechend der früheren Definition des deutschen Strafgesetzbuchs (§ 220a StGB) und der seit 2002 geltenden Bestimmung von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit als Straftaten gegen das Völkerrecht entsprechend Völkerstrafgesetzbuch (VStGB, §§ 6 [und] 7) ausgeht, wird sich, nolens volens, auch in erweiterter wissenschaftlicher Perspektive mit dem Genozid- oder Völkermordkonzept Rafael Lemkins beschäftigen müssen (Lemkin 1944). Dieser zunächst polnische, dann US-amerikanische Völker(straf)rechtler hat als Besonderheit von Völkermord die biopolitisch-intergenerative Seite herausgearbeitet: 'In this respect genocide is a new technique of occupation, aimed at winning the peace even though the war itself is lost.' Das heißt: Die bewusste - teilweise oder gesamte - Zerstörung nationaler, rassischer, religiöser oder ethnischer Gruppen durch bestimmte und präzisierte Vernichtungsmassnahmen (wie etwa jeweils vorsätzliche Tötung/en, schwere körperliche und/oder seelische Schädigung/en sowie gewaltsame Geburtenverhinderung/en oder/und Kinderentführung/en) ist nur dann und insofern Völkermord, wenn diese biopolitischen Massnahmen zukunftsbezogen wirken und dafür sorgen, dass (in mit Völkermorden typischerweise einhergehenden Kriegssituationen) die militärisch unterlegene Verliererseite gleichwohl und über Generationen hinaus zur biopolitischen Siegerseite wird. Diese Besonderheit von Völkermordpolitik lässt sich mit allgemeinen gattungsbezogenen Vernichtungskonzepten (homicide, omnicide) nicht fassen, weil, wenn die gesamte Menschheit Opfergruppe sein soll, es im Ergebnis hier folglich weder Sieger/Verlierer noch Opfer/Täter geben kann, sonern nur Verlierer/Opfer. Wenn auch nicht wie in der doppelten - nämlich biopolitisch-intergenerativen - Präzisierung, wie in Lemkins Hinweis herausgearbeitet, sondern eher unspezifisch-verallgemeinernd, so betont auch der Holocaust-Überlebende (und spätere US-Psychologe) Erwin Staub das antihumane Destruktionselement, das über Tötungen und Morden hinausgeht. Für Staub ist das Wesen des Bösen 'the destruction of human beings [...] including not only killing, but the creation of conditions that compromise people's dignity, happiness and their ability to fulfill basic material needs' (Staub 1989, 25)

Richard Albrecht ist Sozialwissenschaftler (Dr.phil.; Dr.rer.pol.habil.), Sozialpsychologe, Autor und Ed. von rechtskultur.de.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Recht, Kriminalität abw. Verhalten, , 25 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer von einem nicht vorrangig juristisch bestimmten Verständnis von Völkermord oder Genozid entprechend der früheren Definition des deutschen Strafgesetzbuchs (§ 220a StGB) und der seit 2002 geltenden Bestimmung von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit als Straftaten gegen das Völkerrecht entsprechend Völkerstrafgesetzbuch (VStGB, §§ 6 [und] 7) ausgeht, wird sich, nolens volens, auch in erweiterter wissenschaftlicher Perspektive mit dem Genozid- oder Völkermordkonzept Rafael Lemkins beschäftigen müssen (Lemkin 1944). Dieser zunächst polnische, dann US-amerikanische Völker(straf)rechtler hat als Besonderheit von Völkermord die biopolitisch-intergenerative Seite herausgearbeitet: 'In this respect genocide is a new technique of occupation, aimed at winning the peace even though the war itself is lost.' Das heißt: Die bewusste - teilweise oder gesamte - Zerstörung nationaler, rassischer, religiöser oder ethnischer Gruppen durch bestimmte und präzisierte Vernichtungsmassnahmen (wie etwa jeweils vorsätzliche Tötung/en, schwere körperliche und/oder seelische Schädigung/en sowie gewaltsame Geburtenverhinderung/en oder/und Kinderentführung/en) ist nur dann und insofern Völkermord, wenn diese biopolitischen Massnahmen zukunftsbezogen wirken und dafür sorgen, dass (in mit Völkermorden typischerweise einhergehenden Kriegssituationen) die militärisch unterlegene Verliererseite gleichwohl und über Generationen hinaus zur biopolitischen Siegerseite wird. Diese Besonderheit von Völkermordpolitik lässt sich mit allgemeinen gattungsbezogenen Vernichtungskonzepten (homicide, omnicide) nicht fassen, weil, wenn die gesamte Menschheit Opfergruppe sein soll, es im Ergebnis hier folglich weder Sieger/Verlierer noch Opfer/Täter geben kann, sonern nur Verlierer/Opfer. Wenn auch nicht wie in der doppelten - nämlich biopolitisch-intergenerativen - Präzisierung, wie in Lemkins Hinweis herausgearbeitet, sondern eher unspezifisch-verallgemeinernd, so betont auch der Holocaust-Überlebende (und spätere US-Psychologe) Erwin Staub das antihumane Destruktionselement, das über Tötungen und Morden hinausgeht. Für Staub ist das Wesen des Bösen 'the destruction of human beings [...] including not only killing, but the creation of conditions that compromise people's dignity, happiness and their ability to fulfill basic material needs' (Staub 1989, 25)

Richard Albrecht ist Sozialwissenschaftler (Dr.phil.; Dr.rer.pol.habil.), Sozialpsychologe, Autor und Ed. von rechtskultur.de.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Informelle Kompetenzen erfassen by Richard Albrecht
Cover of the book Die Renminbi Öffnung und neue Möglichkeiten der Absicherung im Außenhandel mit China by Richard Albrecht
Cover of the book How to teach Lexis and Dictionary Usage according to the Curriculum by Richard Albrecht
Cover of the book Addressing Regulatory Gaps in Relation to the Environmental Issues Arising from Offshore Oil and Gas Activities in the Arctic by Richard Albrecht
Cover of the book Kindliche Lebenswelt und Natur by Richard Albrecht
Cover of the book Armutslage von Einelternfamilien in Deutschland by Richard Albrecht
Cover of the book Die vergleichende elektromyographische Untersuchung knieführender Muskulatur bei hämophilen Patienten mit und ohne Kontraktur by Richard Albrecht
Cover of the book Mindestanforderung an das Kreditgeschäft als konzeptionelle Grundlage für das Kreditgeschäft in der Unternehmenspraxis by Richard Albrecht
Cover of the book Die jüdische Erwachsenenbildung zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes by Richard Albrecht
Cover of the book Die Geschichte der Krankenpflege by Richard Albrecht
Cover of the book Das Recht, ein Opfer zu sein by Richard Albrecht
Cover of the book Neufrankreich - Eine militärhistorische Betrachtung des Zeitraumes 1608 bis 1701 by Richard Albrecht
Cover of the book Der Einsatz von Neuen Medien in der Faust-Inszenierung von Sebastian Baumgarten by Richard Albrecht
Cover of the book Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit. Zwischen Fahrstuhleffekt und Nivellierung by Richard Albrecht
Cover of the book Aufhebung eines Wettbewerbsverbots ohne ausdrückliche Regelung in gerichtlichem Vergleich by Richard Albrecht
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy