Author: | Hannelore Deinert | ISBN: | 9783738036428 |
Publisher: | neobooks | Publication: | August 9, 2015 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Hannelore Deinert |
ISBN: | 9783738036428 |
Publisher: | neobooks |
Publication: | August 9, 2015 |
Imprint: | |
Language: | German |
"Der Mensch an sich ist gut", sagte Konfuzius, "sieht er ein Kind an einem Gewässer spielen, bringt er es in Sicherheit; aber er mordet auch, möchte man hinzufügen, wenn man die Schlagzeilen in den Zeitungen liest. Verzweiflungstaten, Beziehungsdramen, Raub, Rachemorde wohin das Auge fällt. Aber wo findet man den Menschen, von dem Konfuzius gesprochen hat, vielleicht in der Ruhe und Beschaulichkeit eines abgeschiedenen Fleckchens Erde mit naturverbundenen, arbeitssamen und gottesfürchtigen Menschen? Der Odenwald fällt mir ein, dort ist meines Wissens noch nie etwas Skandalöses oder Ungewöhnliches passiert. Guten Mutes mache ich mich daran, mich dort um zuhorchen. Ziemlich rasch zerplatzt die Illusion von einer Idylle, von einem Paradies wie eine Seifenblase, auch hier Neid und Häme überall hinter blank gewienerten, mit Geranien geschmückten Fenstern, auch hier ereignen sich unheimliche, unerklärliche Dinge: Ein Trecker wird zur Mordwaffe, in einem Apfelhain findet man den Obstbauern erhängt, ein Juwelier bringt seine Frau in eine einsame Jagdhütte, um eine Entführung vorzutäuschen und um sie dort sterben zu lassen, Feuerwehrleute befreien einen jungen Mann, dessen Auto bei einem Sturm von einer Tanne begraben wurde, und finden im Kofferraum die Leiche einer jungen Frau, unter mysteriösen Umständen verschwindet aus einem Museum ein Schrein von unschätzbarem Wert, ein Erbacher Elfenbeinschnitzer erwirbt in Jakutsk, dem größten Umschlageort Sibiriens, Mammut-Zähne von nie gesehener, makelloser Schnitzqualität und wird Opfer von skrupellosen Betrügern. Konfuzius bedachte wahrscheinlich nicht, dass der Mensch, in die Enge getrieben oder seinen Versuchungen nicht gewachsen, zu allem fähig ist, dass Gut und Böse Zwillinge sind. Fast beschleicht mich beim Studieren dieser Fälle so etwas wie Sympathie oder Mitgefühl für die Täter. Wer ist Täter, wer Opfer? Vielleicht wäre auch ich in der Lage, wenn…
"Der Mensch an sich ist gut", sagte Konfuzius, "sieht er ein Kind an einem Gewässer spielen, bringt er es in Sicherheit; aber er mordet auch, möchte man hinzufügen, wenn man die Schlagzeilen in den Zeitungen liest. Verzweiflungstaten, Beziehungsdramen, Raub, Rachemorde wohin das Auge fällt. Aber wo findet man den Menschen, von dem Konfuzius gesprochen hat, vielleicht in der Ruhe und Beschaulichkeit eines abgeschiedenen Fleckchens Erde mit naturverbundenen, arbeitssamen und gottesfürchtigen Menschen? Der Odenwald fällt mir ein, dort ist meines Wissens noch nie etwas Skandalöses oder Ungewöhnliches passiert. Guten Mutes mache ich mich daran, mich dort um zuhorchen. Ziemlich rasch zerplatzt die Illusion von einer Idylle, von einem Paradies wie eine Seifenblase, auch hier Neid und Häme überall hinter blank gewienerten, mit Geranien geschmückten Fenstern, auch hier ereignen sich unheimliche, unerklärliche Dinge: Ein Trecker wird zur Mordwaffe, in einem Apfelhain findet man den Obstbauern erhängt, ein Juwelier bringt seine Frau in eine einsame Jagdhütte, um eine Entführung vorzutäuschen und um sie dort sterben zu lassen, Feuerwehrleute befreien einen jungen Mann, dessen Auto bei einem Sturm von einer Tanne begraben wurde, und finden im Kofferraum die Leiche einer jungen Frau, unter mysteriösen Umständen verschwindet aus einem Museum ein Schrein von unschätzbarem Wert, ein Erbacher Elfenbeinschnitzer erwirbt in Jakutsk, dem größten Umschlageort Sibiriens, Mammut-Zähne von nie gesehener, makelloser Schnitzqualität und wird Opfer von skrupellosen Betrügern. Konfuzius bedachte wahrscheinlich nicht, dass der Mensch, in die Enge getrieben oder seinen Versuchungen nicht gewachsen, zu allem fähig ist, dass Gut und Böse Zwillinge sind. Fast beschleicht mich beim Studieren dieser Fälle so etwas wie Sympathie oder Mitgefühl für die Täter. Wer ist Täter, wer Opfer? Vielleicht wäre auch ich in der Lage, wenn…