Polaritätstheorie der Geschlechter- ein längst überflüssiges Phänomen?

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Social Science, Sociology
Cover of the book Polaritätstheorie der Geschlechter- ein längst überflüssiges Phänomen? by Natalja Kvast, GRIN Verlag
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Author: Natalja Kvast ISBN: 9783640968503
Publisher: GRIN Verlag Publication: July 27, 2011
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Natalja Kvast
ISBN: 9783640968503
Publisher: GRIN Verlag
Publication: July 27, 2011
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Familie, Frauen, Männer, Sexualität, Geschlechter, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Was ist von diesem Engel mit geblieben? Ein starker Geist in einem zartem Leib, Ein Zwitter zwischen Mann und Weib, Gleich ungeschickt zum Herrschen und zum Lieben. Ein Kind mit eines Riesen Waffen, Ein Mittelding von Weisen und von Affen!.. F. Schiller 'Die berühmte Frau' (1788)' Das Zitat bietet ein hervorragendes Beispiel für das moderne Geschlechterverständnis, welches sich im 18. Jahrhundert herausbildete und dessen Wirkung auch noch heute zu spüren ist. Nachdem durch die Ammenkultur in gehobenen Schichten (sowie durch die Tradition des Salonièrens und den Einfluss der s.g. 'gelehrten Damen') immer mehr Säuglinge von ihren Mütter in die Fremdbetreuung und Erziehung übergeben wurden, was zu einer sehr hohen Säuglingssterblichkeit führte, kam es allmählich dazu, dass der Schutz der Familie und Wahrung der Mutterpflicht für eine wichtige Staatsangelegenheit erklärt wurden. Es verbreitete sich die Auffassung, dass sich die Aufgabe der Frau im Staat auf die Fortpflanzungsfunktion beschränkt und ihr Wesen komplett ausmacht. Es wurde ein Ideal der Mutterschaft und Häuslichkeit den Frauen nahe gelegt, welches mancherorts sogar mit gesetzlichen Maßnahmen einher ging. So wurde z. B in Preußen gesetzlich vorgeschrieben, dass eine gesunde Mutter ihr Kind selbst zu stillen hat. Außerdem entstand in der Zeit das moderne Verständnis von Ehe als einem Bund zweier Liebender d.h. es ging um eine Liebesbeziehung und Sympathie, kein finanzielles oder politisches Nutzenkalkül. Die fortschreitende Domestizierung der Frau hatte ein soziales Ziel- die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten, die angeblich durch wachsende kulturelle Bedeutung der Frauen (Salons etc.) unterzugehen drohte. Mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft gingen einige wichtige Veränderungen einher. Die Trennung zwischen Arbeits- und Wohnstätte und somit die Herausbildung der Familie im eigentlichen Sinne, die ansetzende Industrialisierung und der aufkeimende Kapitalismus sowie die fortschreitende Säkularisierung brachten enorme soziale und kulturelle Umwälzungen mit sich, aber auch einen enormen Sicherheitsverlust und Desorientierung der Menschen. Die bis dahin vorherrschende religiöse Verortung des Menschen im sozialen Raum wurde durch das Naturrecht ersetzt. Die Polarisierung der Geschlechter und die Kategorisierung der Geschlechtercharaktere wurde auf eine natürliche Basis zurückgeführt und durch Wissenschaft kontinuierlich unterstützt und bestätigt.

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Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Familie, Frauen, Männer, Sexualität, Geschlechter, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Was ist von diesem Engel mit geblieben? Ein starker Geist in einem zartem Leib, Ein Zwitter zwischen Mann und Weib, Gleich ungeschickt zum Herrschen und zum Lieben. Ein Kind mit eines Riesen Waffen, Ein Mittelding von Weisen und von Affen!.. F. Schiller 'Die berühmte Frau' (1788)' Das Zitat bietet ein hervorragendes Beispiel für das moderne Geschlechterverständnis, welches sich im 18. Jahrhundert herausbildete und dessen Wirkung auch noch heute zu spüren ist. Nachdem durch die Ammenkultur in gehobenen Schichten (sowie durch die Tradition des Salonièrens und den Einfluss der s.g. 'gelehrten Damen') immer mehr Säuglinge von ihren Mütter in die Fremdbetreuung und Erziehung übergeben wurden, was zu einer sehr hohen Säuglingssterblichkeit führte, kam es allmählich dazu, dass der Schutz der Familie und Wahrung der Mutterpflicht für eine wichtige Staatsangelegenheit erklärt wurden. Es verbreitete sich die Auffassung, dass sich die Aufgabe der Frau im Staat auf die Fortpflanzungsfunktion beschränkt und ihr Wesen komplett ausmacht. Es wurde ein Ideal der Mutterschaft und Häuslichkeit den Frauen nahe gelegt, welches mancherorts sogar mit gesetzlichen Maßnahmen einher ging. So wurde z. B in Preußen gesetzlich vorgeschrieben, dass eine gesunde Mutter ihr Kind selbst zu stillen hat. Außerdem entstand in der Zeit das moderne Verständnis von Ehe als einem Bund zweier Liebender d.h. es ging um eine Liebesbeziehung und Sympathie, kein finanzielles oder politisches Nutzenkalkül. Die fortschreitende Domestizierung der Frau hatte ein soziales Ziel- die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten, die angeblich durch wachsende kulturelle Bedeutung der Frauen (Salons etc.) unterzugehen drohte. Mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft gingen einige wichtige Veränderungen einher. Die Trennung zwischen Arbeits- und Wohnstätte und somit die Herausbildung der Familie im eigentlichen Sinne, die ansetzende Industrialisierung und der aufkeimende Kapitalismus sowie die fortschreitende Säkularisierung brachten enorme soziale und kulturelle Umwälzungen mit sich, aber auch einen enormen Sicherheitsverlust und Desorientierung der Menschen. Die bis dahin vorherrschende religiöse Verortung des Menschen im sozialen Raum wurde durch das Naturrecht ersetzt. Die Polarisierung der Geschlechter und die Kategorisierung der Geschlechtercharaktere wurde auf eine natürliche Basis zurückgeführt und durch Wissenschaft kontinuierlich unterstützt und bestätigt.

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