'Gehen, ging, gegangen' von Jenny Erpenbeck. Inhaltlicher Überblick und Analyse der Erzählstruktur

Ein Roman über Krieg, Flucht, Vertreibung und Fremdheitserfahrungen auf dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsthematik

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, European, German
Cover of the book 'Gehen, ging, gegangen' von Jenny Erpenbeck. Inhaltlicher Überblick und Analyse der Erzählstruktur by Hans-Georg Wendland, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Hans-Georg Wendland ISBN: 9783668126596
Publisher: GRIN Verlag Publication: January 18, 2016
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Hans-Georg Wendland
ISBN: 9783668126596
Publisher: GRIN Verlag
Publication: January 18, 2016
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Deutsches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Erpenbecks Roman reiht sich in eine jahrhundertelange Tradition der literarischen Darstellung von Kriegs- und Fluchterlebnissen ein. Als pensionierter Altphilologe hat Richard, die zentrale Figur, ein besonderes Interesse daran, in Vergangenem und Gegenwärtigem Gemeinsamkeiten zu entdecken. Außerdem sucht er neue Betätigungsfelder. Die Suche führt ihn schließlich zu den afrikanischen Flüchtlingen, die sich auf dem Alexanderplatz in Berlin versammelt haben, um anonym gegen ihre Abschiebung zu protestieren. In Homers 'Odyssee' glaubt er einen Schlüssel für das Verhalten dieser Männer gefunden zu haben. Man kann Richard als literarische Doppelfigur auffassen: halb sinnsuchendes Individuum, halb Symbolfigur, die versucht, zwischen verschiedenen Welten eine Brücke zu schlagen. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Flüchtlingen aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Richard nimmt Kontakt zu ihnen auf und befragt sie nach ihren Erlebnissen. Stellvertretend für viele andere werden in diesem Teil 'Apoll' aus Niger, 'Tristan' aus Ghana und der 'Blitzeschleuderer' aus Nigeria vorgestellt. Richard unterstützt seine Schützlinge tatkräftig, kann aber nicht verhindern, dass eine ganze Reihe von ihnen abgeschoben werden. Der Text enthält sich gegenseitig durchdringende auktoriale und personale Erzählanteile. Durchgehend wird das Präsens (Präsens historicum) verwendet. Viele Passagen werden aus der Sicht Richards erzählt. Sie stehen zumTeil in der erlebten Rede und erinnern an die Erzähltechnik eines 'Bewusstseinsromans'. Der Roman bietet keine geschlossene, kontinuierliche Gesamthandlung, sondern besteht aus miteinander verflochtenen Einzelhandlungen oder Handlungssträngen, die in Richard gespiegelt und durch collage- oder montageartig eingeschobene Zwischenteile angereichert werden. Die jungen Afrikaner berichten als Ich-Erzähler ihre bisherigen Lebens- und Fluchtgeschichten, wobei Richard versucht, gedankliche Verbindungslinien zwischen ihrer einstigen und der neuen Umgebung bzw. ihrer und seiner eigenen Gegenwart und Vergangenheit zu ziehen. Im Unterschied zum rein fiktionalen Erzählen wird das Faktische und Dokumentarische besonders hervorgehoben. Außerdem enthält der Text eine große Bandbreite von Gebrauchstexten wie Namenlisten, Einkaufslisten, Preisangaben, Notizen, Internettexte, Lexikoneintragungen usw., die den dokumentarischen Charakter unterstreichen.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Deutsches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Erpenbecks Roman reiht sich in eine jahrhundertelange Tradition der literarischen Darstellung von Kriegs- und Fluchterlebnissen ein. Als pensionierter Altphilologe hat Richard, die zentrale Figur, ein besonderes Interesse daran, in Vergangenem und Gegenwärtigem Gemeinsamkeiten zu entdecken. Außerdem sucht er neue Betätigungsfelder. Die Suche führt ihn schließlich zu den afrikanischen Flüchtlingen, die sich auf dem Alexanderplatz in Berlin versammelt haben, um anonym gegen ihre Abschiebung zu protestieren. In Homers 'Odyssee' glaubt er einen Schlüssel für das Verhalten dieser Männer gefunden zu haben. Man kann Richard als literarische Doppelfigur auffassen: halb sinnsuchendes Individuum, halb Symbolfigur, die versucht, zwischen verschiedenen Welten eine Brücke zu schlagen. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Flüchtlingen aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Richard nimmt Kontakt zu ihnen auf und befragt sie nach ihren Erlebnissen. Stellvertretend für viele andere werden in diesem Teil 'Apoll' aus Niger, 'Tristan' aus Ghana und der 'Blitzeschleuderer' aus Nigeria vorgestellt. Richard unterstützt seine Schützlinge tatkräftig, kann aber nicht verhindern, dass eine ganze Reihe von ihnen abgeschoben werden. Der Text enthält sich gegenseitig durchdringende auktoriale und personale Erzählanteile. Durchgehend wird das Präsens (Präsens historicum) verwendet. Viele Passagen werden aus der Sicht Richards erzählt. Sie stehen zumTeil in der erlebten Rede und erinnern an die Erzähltechnik eines 'Bewusstseinsromans'. Der Roman bietet keine geschlossene, kontinuierliche Gesamthandlung, sondern besteht aus miteinander verflochtenen Einzelhandlungen oder Handlungssträngen, die in Richard gespiegelt und durch collage- oder montageartig eingeschobene Zwischenteile angereichert werden. Die jungen Afrikaner berichten als Ich-Erzähler ihre bisherigen Lebens- und Fluchtgeschichten, wobei Richard versucht, gedankliche Verbindungslinien zwischen ihrer einstigen und der neuen Umgebung bzw. ihrer und seiner eigenen Gegenwart und Vergangenheit zu ziehen. Im Unterschied zum rein fiktionalen Erzählen wird das Faktische und Dokumentarische besonders hervorgehoben. Außerdem enthält der Text eine große Bandbreite von Gebrauchstexten wie Namenlisten, Einkaufslisten, Preisangaben, Notizen, Internettexte, Lexikoneintragungen usw., die den dokumentarischen Charakter unterstreichen.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Presse und Zensur um das Jahr 1800 by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Karteninterpretation L 2310 Esens by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Wünsche im Märchen 'Der Fischer und seine Frau' (Klasse 4, Förderschule) by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Carlo Schmid und das Grundgesetz - Die verworfene Idee vom Senat als zweiter Kammer by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Inwiefern spielt die Gesellschaftstheorie Immanuel Kants eine Rolle bei der EU-Erweiterung? by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Krisenmanagement bei der ThyssenKrupp AG by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy (ISTDP) = intensive psychodynamische Kurzzeittherapie by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Krisendebatte über die Berufsproblematik by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Endometriose als komplexe Erkrankung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Mathematische Lernwerkstatt - Theorie und Praxis by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Das Internet als neue Möglichkeit der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Kompetenzstreit in den Niederlanden by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Geschichte des Ingenieurberufs und der Ingenieursausbildung in Deutschland by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen by Hans-Georg Wendland
Cover of the book Why Students are Punished in Schools: Missing Learning Link by Hans-Georg Wendland
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy