1897: Privatautonomie vs. Kartell - Das sächsische Holzstoffkartell (RGZ 38, 155)

Das sächsische Holzstoffkartell (RGZ 38, 155)

Nonfiction, Reference & Language, Law, Legal History
Cover of the book 1897: Privatautonomie vs. Kartell - Das sächsische Holzstoffkartell (RGZ 38, 155) by Corinna Holz, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Corinna Holz ISBN: 9783640135660
Publisher: GRIN Verlag Publication: August 12, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Corinna Holz
ISBN: 9783640135660
Publisher: GRIN Verlag
Publication: August 12, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Note: 12,00, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Die 'Großen' Entscheidungen des Reichsgerichts, 15 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Fall des 'Sächsischen Holzstoff-Fabrikanten-Verband', der Ende des 19. Jahrhunderts am RG anhängig war, gründete ursprünglich auf internen Streitigkeiten der einzelnen Kartellmitglieder. Zur Beurteilung der Klagebegehren bedürfte es jedoch auch der Frage nach der Rechtmäßigkeit von Kartellen im Allgemeinen. So wurde das am 4. Februar 1897 verkündete Urteil zu einer Leitsatzentscheidung seiner Zeit. Aus den Gründen ging hervor, dass man Kartelle nahezu unbeschränkt zulassen wolle. Dadurch wurde die ohnehin verhältnismäßig fortgeschrittene Kartellierung der deutschen Märkte weiter angetrieben. Deutschland entwickelte sich zum so genannten 'Land der Kartelle'. Im Jahre 1911 schätzte man die Zahl der Kartelle auf etwa 550-600, 1923 sogar auf rund 1500. Angelangt im 21. Jahrhundert, wird diese höchstrichterliche Entscheidung häufig als warnendes Beispiel einer hinter uns liegenden Fehlentwicklung empfunden. Kartelle werden gemeinhin als die Feinde der Privatautonomie gesehen und man bemüht sich ihre einschränkende Wirkung zu begrenzen. Hatte sich das RG, als es 1897 Kartelle ausdrücklich befürwortete, damit unweigerlich gegen die Privatautonomie entscheiden wollen? Zur Beantwortung dieser Frage reicht die reine Erfassung der abgedruckten Urteilsbegründung nicht aus. Vielmehr soll in der vorliegenden Arbeit versucht werden, die Beurteilung der Richter im Lichte der zeitgenössischen Einflüsse zu verstehen. Weshalb fällte der VI. Zivilsenat des RG dieses Urteil so, wie es am 4. Februar 1897 ergangen ist? Stellte es tatsächlich die Privatautonomie versus Kartelle und entschied sich für letztere? Am 22. März 1893 gründeten mehrere Firmen, die im Königreich Sachsen weißen Holzstoff fabrizierten, den 'Sächsischen Holzstoff-Fabrikanten-Verband'. Hintergrund des Zusammenschlusses war das Bestreben, den Preis für sächsischen Holzstoff künstlich auf einem höheren Level zu halten. Im Statut hieß es, dass der Zweck des Verbandes sei, 'in Zukunft einen verderblichen Wettbewerb der Fabrikanten untereinander zu verhindern und für ihr Fabrikat ei-nen angemessenen Preis zu erzielen'. Dafür sollte eine gemeinsame Verkaufsstelle errichtet werden, über welche die Produkte der beteiligten Firmen während der Vertragslaufzeit ausschließlich verkauft werden dürften. Für den Fall, dass ein Mitglied des Verbandes die Abmachungen nicht einhielte, wurde eine Vertragsstrafe festgelegt.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Note: 12,00, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Die 'Großen' Entscheidungen des Reichsgerichts, 15 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Fall des 'Sächsischen Holzstoff-Fabrikanten-Verband', der Ende des 19. Jahrhunderts am RG anhängig war, gründete ursprünglich auf internen Streitigkeiten der einzelnen Kartellmitglieder. Zur Beurteilung der Klagebegehren bedürfte es jedoch auch der Frage nach der Rechtmäßigkeit von Kartellen im Allgemeinen. So wurde das am 4. Februar 1897 verkündete Urteil zu einer Leitsatzentscheidung seiner Zeit. Aus den Gründen ging hervor, dass man Kartelle nahezu unbeschränkt zulassen wolle. Dadurch wurde die ohnehin verhältnismäßig fortgeschrittene Kartellierung der deutschen Märkte weiter angetrieben. Deutschland entwickelte sich zum so genannten 'Land der Kartelle'. Im Jahre 1911 schätzte man die Zahl der Kartelle auf etwa 550-600, 1923 sogar auf rund 1500. Angelangt im 21. Jahrhundert, wird diese höchstrichterliche Entscheidung häufig als warnendes Beispiel einer hinter uns liegenden Fehlentwicklung empfunden. Kartelle werden gemeinhin als die Feinde der Privatautonomie gesehen und man bemüht sich ihre einschränkende Wirkung zu begrenzen. Hatte sich das RG, als es 1897 Kartelle ausdrücklich befürwortete, damit unweigerlich gegen die Privatautonomie entscheiden wollen? Zur Beantwortung dieser Frage reicht die reine Erfassung der abgedruckten Urteilsbegründung nicht aus. Vielmehr soll in der vorliegenden Arbeit versucht werden, die Beurteilung der Richter im Lichte der zeitgenössischen Einflüsse zu verstehen. Weshalb fällte der VI. Zivilsenat des RG dieses Urteil so, wie es am 4. Februar 1897 ergangen ist? Stellte es tatsächlich die Privatautonomie versus Kartelle und entschied sich für letztere? Am 22. März 1893 gründeten mehrere Firmen, die im Königreich Sachsen weißen Holzstoff fabrizierten, den 'Sächsischen Holzstoff-Fabrikanten-Verband'. Hintergrund des Zusammenschlusses war das Bestreben, den Preis für sächsischen Holzstoff künstlich auf einem höheren Level zu halten. Im Statut hieß es, dass der Zweck des Verbandes sei, 'in Zukunft einen verderblichen Wettbewerb der Fabrikanten untereinander zu verhindern und für ihr Fabrikat ei-nen angemessenen Preis zu erzielen'. Dafür sollte eine gemeinsame Verkaufsstelle errichtet werden, über welche die Produkte der beteiligten Firmen während der Vertragslaufzeit ausschließlich verkauft werden dürften. Für den Fall, dass ein Mitglied des Verbandes die Abmachungen nicht einhielte, wurde eine Vertragsstrafe festgelegt.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book 'Ja, wir spielen sehr schön.' by Corinna Holz
Cover of the book Janusz Korczak by Corinna Holz
Cover of the book Die deutsche und amerikanische Gesundheitsversorgung im Rahmen der Geriatrie by Corinna Holz
Cover of the book Aufkommen und Hintergründe von Literaturagenten in Deutschland im Kontext schriftstellerischer und buchhändlerischer Professionalisierung by Corinna Holz
Cover of the book Untersuchung zur Relevanz der Musiktherapie in der Psychiatrie am Beispiel des Kreiskrankenhauses Siegen by Corinna Holz
Cover of the book Die Funktionsweise der funktionalen Syntax by Corinna Holz
Cover of the book Die Anfänge des Judentums im Deutschen Reich by Corinna Holz
Cover of the book Unterrichtsstunde Würfelnetze: Wie viele verschiedene Würfelnetze gibt es? Wo muss man das Quadrat anfügen, damit es ein Würfelnetz wird? by Corinna Holz
Cover of the book Zur pädagogischen Notwendigkeit der ganzheitlichen Darstellung von Inhalten der Heimat- und Sachkunde in der 3. und 4. Klasse by Corinna Holz
Cover of the book Verrechnungspreise in internationalen Konzernen by Corinna Holz
Cover of the book Unterrichtseinheit zum Thema Wortschatzarbeit in der Sekundarstufe I by Corinna Holz
Cover of the book Impact of Store Atmospherics on Impulse Buying Behavior Regarding Shopping Goods in Pakistan by Corinna Holz
Cover of the book Unterrichtsstunde: Unser Umgang mit der Schöpfung - Gottes Auftrag an uns by Corinna Holz
Cover of the book Konstruktion einer Lernmaschine auf CD-Rom Basis by Corinna Holz
Cover of the book Zwei diagnostische Verfahren zur Messung des Burnout-Syndroms im Vergleich by Corinna Holz
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy