Author: | Bernd Schröder | ISBN: | 9783957881762 |
Publisher: | Heise Medien | Publication: | February 8, 2019 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Bernd Schröder |
ISBN: | 9783957881762 |
Publisher: | Heise Medien |
Publication: | February 8, 2019 |
Imprint: | |
Language: | German |
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl von Erdbewohnern ist die Sicherstellung ihrer Ernährung eine der drängendsten Zukunftsfragen der Menschheit. Die vorliegende Sammlung von Telepolis-Artikeln führt an einige Schauplätze dieses Kampfs: in die moderne Landwirtschaft, auf die Fischfanggründe der Weltmeere, sowie in die Biotechnologie der Nahrungsmittelherstellung von morgen. Während in den ärmsten Gegenden der Welt immer noch gehungert wird, hat sich der Fokus in den reichen Regionen verschoben, weg von der Sicherung einer bloßen Sättigung der Bevölkerung, hin zu einer gesunden und personalisierten Ernährung des Einzelnen, die zum Kult erhoben wird. Die dabei vorgegaukelte endgültige Überwindung des Hungers ist eine Fata Morgana, die durch eine rücksichtslose Ausbeutung der Natur und der Ressourcen anderer gespeist wird. Der einzige Maßstab: die Erwirtschaftung eines Profits, der jedes noch so abseitige Geschäftsmodell legitimiert. Anschauliche Beispiele dessen liefert zum Beispiel die industrielle Fischerei. Weltweit gelten viele Fischbestände als überfischt. Der moderne Mensch des Anthropozäns reagiert und verlegt seine Beutezüge in immer entlegenere Gegenden und in immer größere Tiefen. Um den unersättlichen Bedarf trotz Ausdünnung der kommerziell genutzten Fischbestände zu decken, wird nach neuen Arten für den Speiseplan gefahndet. Längst wird die Nahrungspyramide auf allen ihrer Stufen nach Verwertbarem abgeklopft, auch in den Weltmeeren. Dabei eventuell aufkommende Zweifel werden mit eigens dafür kreierten Umweltzertifikaten zerstreut. Doch auch an Land steht die Sicherheit der Versorgung mit Nahrungsmitteln auf tönernen Füßen. Die ist vor allem in vielen Entwicklungsländern nicht gewährleistet. Eine von reichen Ländern angeschobene Etablierung großer, vor allem exportorientierter Agrarindustrien drängt die Kleinbauern vor Ort zudem aus ihrem Broterwerb. Und auch in den Wohlstandsgesellschaften ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe rückläufig. Hier führt die fortschreitende Intensivierung des Agrarsektors zu hausgemachten Komplikationen, die ihren Ausdruck in einer subventionierten Überproduktion findet, deren Erzeugnisse hernach die Binnenmärkte der Dritten Welt ruinieren. Mehrfachbelastungen durch Pestizid-Cocktails oder das Zusammenspiel einzelner Pestizide mit anderen umweltrelevanten Chemikalien werden zunehmend als Problem für Mensch und Umwelt erkannt. Gefragt sind neue Ansätze in der landwirtschaftlichen Produktion, die ihren komplexen Beziehungen zur Gesellschaft und zur Natur gerecht werden. Mit modernen wissenschaftlich-technologischen Lösungen werden eine Vielzahl der auf uns zu kommenden Schwierigkeiten bereits adressiert, etwa durch eine effizientere Nutzung der produzierten Tier- und Pflanzenbiomasse, oder die Erschließung neuer Eiweißquellen auf biotechnologischem Wege. Andererseits werden neue Werkzeuge wie die Gentechnik oft voreilig auf den Markt geworfen, selbst dann, wenn das Wissen um ihre eventuellen Nebenwirkungen noch lückenhaft ist. Diese sich seit Jahrzehnten wiederholenden Muster menschlicher Hybris begrenzen den Nutzen, den solche Technologien bei der Gestaltung unserer Zukunft haben könnten. Und sie beschädigen die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Forschung, die sich so immer wieder zum Spielball kurzfristiger Profitinteressen degradieren lassen.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl von Erdbewohnern ist die Sicherstellung ihrer Ernährung eine der drängendsten Zukunftsfragen der Menschheit. Die vorliegende Sammlung von Telepolis-Artikeln führt an einige Schauplätze dieses Kampfs: in die moderne Landwirtschaft, auf die Fischfanggründe der Weltmeere, sowie in die Biotechnologie der Nahrungsmittelherstellung von morgen. Während in den ärmsten Gegenden der Welt immer noch gehungert wird, hat sich der Fokus in den reichen Regionen verschoben, weg von der Sicherung einer bloßen Sättigung der Bevölkerung, hin zu einer gesunden und personalisierten Ernährung des Einzelnen, die zum Kult erhoben wird. Die dabei vorgegaukelte endgültige Überwindung des Hungers ist eine Fata Morgana, die durch eine rücksichtslose Ausbeutung der Natur und der Ressourcen anderer gespeist wird. Der einzige Maßstab: die Erwirtschaftung eines Profits, der jedes noch so abseitige Geschäftsmodell legitimiert. Anschauliche Beispiele dessen liefert zum Beispiel die industrielle Fischerei. Weltweit gelten viele Fischbestände als überfischt. Der moderne Mensch des Anthropozäns reagiert und verlegt seine Beutezüge in immer entlegenere Gegenden und in immer größere Tiefen. Um den unersättlichen Bedarf trotz Ausdünnung der kommerziell genutzten Fischbestände zu decken, wird nach neuen Arten für den Speiseplan gefahndet. Längst wird die Nahrungspyramide auf allen ihrer Stufen nach Verwertbarem abgeklopft, auch in den Weltmeeren. Dabei eventuell aufkommende Zweifel werden mit eigens dafür kreierten Umweltzertifikaten zerstreut. Doch auch an Land steht die Sicherheit der Versorgung mit Nahrungsmitteln auf tönernen Füßen. Die ist vor allem in vielen Entwicklungsländern nicht gewährleistet. Eine von reichen Ländern angeschobene Etablierung großer, vor allem exportorientierter Agrarindustrien drängt die Kleinbauern vor Ort zudem aus ihrem Broterwerb. Und auch in den Wohlstandsgesellschaften ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe rückläufig. Hier führt die fortschreitende Intensivierung des Agrarsektors zu hausgemachten Komplikationen, die ihren Ausdruck in einer subventionierten Überproduktion findet, deren Erzeugnisse hernach die Binnenmärkte der Dritten Welt ruinieren. Mehrfachbelastungen durch Pestizid-Cocktails oder das Zusammenspiel einzelner Pestizide mit anderen umweltrelevanten Chemikalien werden zunehmend als Problem für Mensch und Umwelt erkannt. Gefragt sind neue Ansätze in der landwirtschaftlichen Produktion, die ihren komplexen Beziehungen zur Gesellschaft und zur Natur gerecht werden. Mit modernen wissenschaftlich-technologischen Lösungen werden eine Vielzahl der auf uns zu kommenden Schwierigkeiten bereits adressiert, etwa durch eine effizientere Nutzung der produzierten Tier- und Pflanzenbiomasse, oder die Erschließung neuer Eiweißquellen auf biotechnologischem Wege. Andererseits werden neue Werkzeuge wie die Gentechnik oft voreilig auf den Markt geworfen, selbst dann, wenn das Wissen um ihre eventuellen Nebenwirkungen noch lückenhaft ist. Diese sich seit Jahrzehnten wiederholenden Muster menschlicher Hybris begrenzen den Nutzen, den solche Technologien bei der Gestaltung unserer Zukunft haben könnten. Und sie beschädigen die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Forschung, die sich so immer wieder zum Spielball kurzfristiger Profitinteressen degradieren lassen.