Zwischen Epikureern, Stoikern, Schwärmern und Concurs-Theoretikern:

Calvins Lehre von der Vorsehung und der Prädestination unter Berücksichtung der von ihm abgelehnten Positionen und Postulate

Nonfiction, Religion & Spirituality, Theology
Cover of the book Zwischen Epikureern, Stoikern, Schwärmern und Concurs-Theoretikern: by Gero Brandes, GRIN Verlag
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Author: Gero Brandes ISBN: 9783638041492
Publisher: GRIN Verlag Publication: April 30, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Gero Brandes
ISBN: 9783638041492
Publisher: GRIN Verlag
Publication: April 30, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 1,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Katholisch-Theologische Fakultät / Ökumenisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar 'Vorsehung Gottes verstehen lernen' , 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Jean Calvin formte die Lehre von der Prädestination neu aus, indem er vom Konzept der doppelten Prädestination ausging: Auf der einen Seite stehen gemäß seiner Lehre diejenigen, die zum ewigen Leben, auf der anderen Seite diejenigen, die zum ewigen Tod vorherbestimmt sind (Inst. III 21,5). Die Prädestination sei dabei nichts anderes als Gottes 'decretum eternum', Gottes ewiger Ratschluss, der bereits vor der Erschaffung des ersten Menschen getroffen worden sei. Da 'die Erwählung ohne ihr Gegenteil nicht bestünde' (21,2), mußte Calvin von einer doppelten Prädestination ausgehen. Calvin wehrt sich gegen mögliche Relativierungen der göttlichen Macht, z.B. solche, die die göttliche Macht auf eine Allwissenheit beschränken, oder die Vorherbestimmtheit der göttlichen Handlung auf eine vorherbestimmte göttliche Handlungsintention reduzieren. Dieses Konzept, welches die menschliche Handlungsfreiheit und selbst den göttlichen Entscheidungsspielraum zu determinieren und zu beschneiden scheint, kann leicht in andere Heilssysteme führen, die zur Zeit Calvins aktuell waren oder gerade wieder aktuell wurden. Da wäre die Stoa zu nennen, die das Prinzip eines alles leitenden Weltgesetzes forciert. Diesem pantheistischen Prinzip einer naturimmanenten Notwendigkeit steht der Epikureismus, der von einer vollkommenen Welttranszendenz der Götter und von einer Vorbestimmtheit des menschlichen Lebens durch die Bewegung der Atome ausgeht, als philosophischer Gegensatz, gegenüber. Da gemäß Epikur die Bewegungen der kleinsten Körper, welche den Ablauf der Dinge bestimmen, spontan geschehen, gilt dieses Kontingenzprinzip insbesondere auch für den freien Menschen, daher widersprechen Epikur und seine Epigonen einem starren Schicksalsglauben, wie ihn die Stoiker vertraten. Zwischen Renaissance und Aufklärung treten auch deistische oder semideistische Philosophien auf, die einen Gott als 'Baumeister der Welt', welcher durch die Naturgesetze handelt, gelten lassen wollen, ihn aber nicht darüber hinaus in die persönlichen Geschicke der Menschen Einfluß nehmen lassen wollten. Monistische Naturschwärmer wie die Libertiner, die - ähnlich der Stoa - eine Einheit von Gott und Natur lehren und eine mystische Selbstentäußerung des einzelnen in der Natur als Basis für Handeln gemäß der göttlichen Vorsehung fordern, komplettieren das Bild. Als christlicher reformierter Theologe kann Calvin natürlich weder einen pantheistischen Monismus noch eine absolute göttliche Welttranszendenz akzeptieren. Die Betonung eines göttlichen Gnadengeschehens - in Anlehnung an Luther - bringt ihn dazu, die 'Werkgerechtigkeit' zu Gunsten einer Vorherbestimmtheit des menschlichen Lebens durch den göttlichen Heilsplan zurückzudrängen - hier wiederum kann man eine Annäherung an die stoische Lehre erkennen. Ein Vergleich zwischen jenen Philosophien und der calvinistischen Prädestinationslehre soll helfen, jeweils beide Seiten voneinander abzugrenzen und durch die Abgrenzung inhaltlich zu profilieren, dabei aber Ähnlichkeiten oder Parallelen nicht zu verleugnen.

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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 1,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Katholisch-Theologische Fakultät / Ökumenisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar 'Vorsehung Gottes verstehen lernen' , 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Jean Calvin formte die Lehre von der Prädestination neu aus, indem er vom Konzept der doppelten Prädestination ausging: Auf der einen Seite stehen gemäß seiner Lehre diejenigen, die zum ewigen Leben, auf der anderen Seite diejenigen, die zum ewigen Tod vorherbestimmt sind (Inst. III 21,5). Die Prädestination sei dabei nichts anderes als Gottes 'decretum eternum', Gottes ewiger Ratschluss, der bereits vor der Erschaffung des ersten Menschen getroffen worden sei. Da 'die Erwählung ohne ihr Gegenteil nicht bestünde' (21,2), mußte Calvin von einer doppelten Prädestination ausgehen. Calvin wehrt sich gegen mögliche Relativierungen der göttlichen Macht, z.B. solche, die die göttliche Macht auf eine Allwissenheit beschränken, oder die Vorherbestimmtheit der göttlichen Handlung auf eine vorherbestimmte göttliche Handlungsintention reduzieren. Dieses Konzept, welches die menschliche Handlungsfreiheit und selbst den göttlichen Entscheidungsspielraum zu determinieren und zu beschneiden scheint, kann leicht in andere Heilssysteme führen, die zur Zeit Calvins aktuell waren oder gerade wieder aktuell wurden. Da wäre die Stoa zu nennen, die das Prinzip eines alles leitenden Weltgesetzes forciert. Diesem pantheistischen Prinzip einer naturimmanenten Notwendigkeit steht der Epikureismus, der von einer vollkommenen Welttranszendenz der Götter und von einer Vorbestimmtheit des menschlichen Lebens durch die Bewegung der Atome ausgeht, als philosophischer Gegensatz, gegenüber. Da gemäß Epikur die Bewegungen der kleinsten Körper, welche den Ablauf der Dinge bestimmen, spontan geschehen, gilt dieses Kontingenzprinzip insbesondere auch für den freien Menschen, daher widersprechen Epikur und seine Epigonen einem starren Schicksalsglauben, wie ihn die Stoiker vertraten. Zwischen Renaissance und Aufklärung treten auch deistische oder semideistische Philosophien auf, die einen Gott als 'Baumeister der Welt', welcher durch die Naturgesetze handelt, gelten lassen wollen, ihn aber nicht darüber hinaus in die persönlichen Geschicke der Menschen Einfluß nehmen lassen wollten. Monistische Naturschwärmer wie die Libertiner, die - ähnlich der Stoa - eine Einheit von Gott und Natur lehren und eine mystische Selbstentäußerung des einzelnen in der Natur als Basis für Handeln gemäß der göttlichen Vorsehung fordern, komplettieren das Bild. Als christlicher reformierter Theologe kann Calvin natürlich weder einen pantheistischen Monismus noch eine absolute göttliche Welttranszendenz akzeptieren. Die Betonung eines göttlichen Gnadengeschehens - in Anlehnung an Luther - bringt ihn dazu, die 'Werkgerechtigkeit' zu Gunsten einer Vorherbestimmtheit des menschlichen Lebens durch den göttlichen Heilsplan zurückzudrängen - hier wiederum kann man eine Annäherung an die stoische Lehre erkennen. Ein Vergleich zwischen jenen Philosophien und der calvinistischen Prädestinationslehre soll helfen, jeweils beide Seiten voneinander abzugrenzen und durch die Abgrenzung inhaltlich zu profilieren, dabei aber Ähnlichkeiten oder Parallelen nicht zu verleugnen.

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