Begriff und Wesen der 'virtù' bei Machiavelli

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Political Science, Politics, History & Theory
Cover of the book Begriff und Wesen der 'virtù' bei Machiavelli by Andre Budke, GRIN Verlag
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Author: Andre Budke ISBN: 9783640214648
Publisher: GRIN Verlag Publication: November 18, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Andre Budke
ISBN: 9783640214648
Publisher: GRIN Verlag
Publication: November 18, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Essay aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, , 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: (...) Machiavelli betont die politische Rolle der virtù. Die christliche Version der virtù als Tugendbegriff hat in der Konzeption Machiavellis keinen Platz. Machiavelli moniert, das die christliche Ethik zur Passivität führe. Machiavelli betont mit der virtù hingegen die Bedeutung des Handelns. Nur wer die Initiative ergreife, sei imstande, sein Schicksal ein Stück weit selbst zu meistern. Virtù im Sinne Machiavellis stellt einen Bruch mit der Moral des Mittelalters dar, in der Politik wird die virtù am Erreichen der Ziele gemessen und nicht an der ethischen Qualität der Mittel. Die Reduktion des Einflusses Gottes auf das Schicksal ist typisch für die Renaissance. In der Renaissance wurde die Welt als durch den Menschen bestimmt betrachtet, im Gegensatz zur Sicht des Mittelalters, die Gott als bestimmend ansah. Durch diesen Wechsel erhält der Mensch in der Weltgeschichte eine aktivere Rolle. Auch kulturelle Elemente löst Machiavelli aus seinem Begriff der virtù heraus. Die Reduktion der virtù um ihre kulturellen Elemente hat zum Hintergrund, dass die kulturelle Entwicklung in Florenz zum großen Teil unpolitisch und zum Teil sogar antipolitisch war. Diese Konkurrenz zwischen Politik und Kultur um das Engagement der Bürger will Machiavelli durch den Ausschluss der Kultur aus dem Tugendbegriff virtù zugunsten der Politik entscheiden. Diese von ihm definierte virtù soll nach Machiavelli als Mittel gegen die Dekadenz gefördert werden. Machiavelli verwendet also eine enge Definition der virtù. 'Alle ethischen oder bildungsbürgerlichen Implikationen treten in Machiavellis virtù-Begriff zurück; für Machiavelli ist virtù der Inbegriff all dessen, was geeignet ist, die Lebensfähigkeit und Stabilität des Gemeinwesens zu gewährleisten.' (Münkler 1984, S.313) Im Angesicht des Kräftegeflechts, in das er die virtù einordnet 'definiert [Machiavelli] in den Discorsi virtù als die Fähigkeit, Gelegenheiten wahrzunehmen.' (Bec 1985, S.235f. Originalzitat: 'Machiavel définit, dans les Discours, la virtù comme la capacité de saisir l'occasion.') Ist Machiavellis Lehre sonst sehr technisch, so erfolgt mit der virtù die Einbeziehung der handelnden Subjekte. Mit der virtù '...führt Machiavelli Wesens-und Wertunterschiede zwischen den politischen Subjekten ein [...]. Es gibt Völker im Zustande der virtù und Völker im Zustande des Verfalls oder des unpolitischen Lebens.' (Freyer 1986, S.59).

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Essay aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, , 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: (...) Machiavelli betont die politische Rolle der virtù. Die christliche Version der virtù als Tugendbegriff hat in der Konzeption Machiavellis keinen Platz. Machiavelli moniert, das die christliche Ethik zur Passivität führe. Machiavelli betont mit der virtù hingegen die Bedeutung des Handelns. Nur wer die Initiative ergreife, sei imstande, sein Schicksal ein Stück weit selbst zu meistern. Virtù im Sinne Machiavellis stellt einen Bruch mit der Moral des Mittelalters dar, in der Politik wird die virtù am Erreichen der Ziele gemessen und nicht an der ethischen Qualität der Mittel. Die Reduktion des Einflusses Gottes auf das Schicksal ist typisch für die Renaissance. In der Renaissance wurde die Welt als durch den Menschen bestimmt betrachtet, im Gegensatz zur Sicht des Mittelalters, die Gott als bestimmend ansah. Durch diesen Wechsel erhält der Mensch in der Weltgeschichte eine aktivere Rolle. Auch kulturelle Elemente löst Machiavelli aus seinem Begriff der virtù heraus. Die Reduktion der virtù um ihre kulturellen Elemente hat zum Hintergrund, dass die kulturelle Entwicklung in Florenz zum großen Teil unpolitisch und zum Teil sogar antipolitisch war. Diese Konkurrenz zwischen Politik und Kultur um das Engagement der Bürger will Machiavelli durch den Ausschluss der Kultur aus dem Tugendbegriff virtù zugunsten der Politik entscheiden. Diese von ihm definierte virtù soll nach Machiavelli als Mittel gegen die Dekadenz gefördert werden. Machiavelli verwendet also eine enge Definition der virtù. 'Alle ethischen oder bildungsbürgerlichen Implikationen treten in Machiavellis virtù-Begriff zurück; für Machiavelli ist virtù der Inbegriff all dessen, was geeignet ist, die Lebensfähigkeit und Stabilität des Gemeinwesens zu gewährleisten.' (Münkler 1984, S.313) Im Angesicht des Kräftegeflechts, in das er die virtù einordnet 'definiert [Machiavelli] in den Discorsi virtù als die Fähigkeit, Gelegenheiten wahrzunehmen.' (Bec 1985, S.235f. Originalzitat: 'Machiavel définit, dans les Discours, la virtù comme la capacité de saisir l'occasion.') Ist Machiavellis Lehre sonst sehr technisch, so erfolgt mit der virtù die Einbeziehung der handelnden Subjekte. Mit der virtù '...führt Machiavelli Wesens-und Wertunterschiede zwischen den politischen Subjekten ein [...]. Es gibt Völker im Zustande der virtù und Völker im Zustande des Verfalls oder des unpolitischen Lebens.' (Freyer 1986, S.59).

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